Das Parlament in Wien

Alexandra Freund-Gobs • 12. November 2023

Organe und Parlamentsgebäude hautnah erleben

Als Politikwissenschaftlerin interessiere ich mich auch für Orte, an denen Politik stattfindet. Nun wurde im Januar 2023 in Wien das Gebäude des österreichischen Parlaments an der Wiener Ringstraße wiedereröffnet, nachdem es generalsaniert worden war. Ein guter Anlass, sich das Parlamentsgebäude von innen anzuschauen. Gleich im Februar buchte ich mir eine erste Tour durch das Parlament. Und ich finde es gelinde gesagt beeindruckend. 

Das Parlament in Wien ist zugänglich

Was mich besonders fasziniert, ist, dass man als Bürgerin/Bürger oder Tourist die Chance hat, das Gebäude sowie die Organe des Parlaments hautnah zu erleben. Verschiedenste Besichtigungsoptionen laden dazu ein, sich mit der Arbeit im Parlament zu beschäftigen. Kindeführungen, spezielle Formate für Frauen, Rundgänge in Barrierefreiheit und vieles mehr wird angeboten. Darüber hinaus kann man sich die imposante Parlamentsbibliothek ansehen und auch hier eine Führung buchen. Zudem gibt es auch die Möglichkeit, die sich mit der Architektur und dem Interieur des Gebäudes auseinandersetzen. Und wer zunächst keine Führung buchen mag oder sich kurzfristig für einen Besuch im Parlamentsgebäude entscheidet, kann im Parlamentsgebäude auch eigenständig viel Wissenswertes über Geschichte und Parlamentsarbeit erfahren. Dazu laden multimediale Möglichkeiten wie zum Beispiel themenbezogene Kurzvideos ein, die interaktiv bedient werden können. In der großräumigen Eingangshalle befinden sich ansprechende Sitzmöglichkeiten, die zum Verweilen gedacht sind, während man sich die Informationen zu Gemüte führt. Diese Form der Wissensaneignung habe ich bei meinem ersten Besuch gewählt. 

Mehr dazu und über die Besichtigungsformate erfährt man hier auf der offiziellen Website
Auch über den grundsanierten Parlamentsbau stehen etliche Informationen bereit. Wer sich dafür interessiert, findet schon einiges unter 
Unter dem Reiter „Erleben“ kommt man schnell weiter. 

Bei meinem ersten Besuch wollte ich einfach das Gebäude von Innen sehen. Ich war überrascht, wie viele Informationen einem angeboten werden. 

Erforderlich für jeden Besuch ist immer eine Anmeldung und Registrierung an der Rezeption mit dem Personalausweis. Das kann man vorab aber auch schon auf der Website erledigen. Dann bekommt man einen Code, der einem den Zugang beschleunigt. Alle Besucher/innen müssen beim Besuch dann, ähnlich wie bei der Flugzeugkontrolle, durch eine Sicherheitsschleuse gehen. 

Zu Besuch im Bundesrat

Bei meinem zweiten Besuch im Parlament hatte ich mir im Vorfeld online ein Ticket für eine Sitzung des Bundesrats ergattert. Sieben Personen dürfen hinter einem abgesperrten Bereich bei der Bundesratssitzung live mit dabei sein. Eine Begleitperson holt die hierfür gebuchten Gäste am Empfang ab und begleitet sie zum Sitzungssaal. Ich war erstaunt, wie nah man beim Parlament steht und den Sitzungsablauf verfolgen kann. Von oben illuminiert ein riesengroßer Kronleuchter das Geschehen. Der Saal wirkt auf den ersten Blick altehrwürdig, die digitale Ausrüstung auf jedem Platz ist dagegen topmodern. Es sprach unter anderem die Justizministerin von Österreich. Es ging um ein spezifisches Thema. Ich spreche hier bewusst nicht darüber, welches. Mich hat fasziniert, dass die Möglichkeit besteht, an einer Sitzung so nah teizuhaben. Österreich ist einwohnermäßig nicht große im Vergleich zu Deutschland. Ein Besuch im Bundestag oder im Bundesrat in Deutschland ist für Publikum somit per se mit mehr Distanz verbunden. Die Nähe dagegen bringt mit sich, dass man vom ganzen Feeling mehr mitbekommt. Das hat bei mir nachhaltig gewirkt. Wer argumentiert mit welcher Methodik? Welche Rhetorik-Instrumente werden von wem genutzt? Ich fand es spannend, das so hautnah zu erleben. Und ich denke, es gibt kaum eine bessere Möglichkeit, sich über Delegierte einer Demokratie einen Eindruck zu verschaffen. Damit schließe ich heute wie des Öfteren in meinem Blog: Es war sicher nicht mein letzter Besuch im generalsanierten Parlamentsgebäude Wiens. 

   


Stuttgart-Wien-und-mehr

von Alexandra Freund-Gobs 16. November 2025
Die Dämmerung breitet sich in der Umgebung aus und zu hören ist nur der beruhigende, blubbernde Motor unseres alten VW Käfers. Ansonsten hört man kein Geräusch. Ein bisschen fühlt es sich an wie nach Neuschnee, alles scheint in Watte gepackt. Da wir uns aber mitten in einem Naturschutzgebiet befinden, ist das unnatürlich. Normalerweise kündigen Vögel mit ihrem Abendgesang die Nacht an, hier ist es absolut still. Auch der Wind verursacht kein Blätterrauschen. Denn die Korkeichen am Straßenrand und auf den Hügeln um uns herum tragen kein einziges Blatt mehr, obwohl es erst September ist. Und die Baumstämme und Äste der Bäume sind kohlrabenschwarz. Es fühlt sich an, als würden wir durch eine Mad Max Kulisse fahren nach einer Apokalypse. Auch der Geruch ist nicht der nach frischem Wald. Zugetragen hat sich das im Jahr 1990. Wir waren als Studenten auf Tour und fröhlich gestimmt von der Route Napoleon abgefahren. Nun durchquerten wir zum ersten Mal das südfranzösische Maurengebirge in Richtung Côte d’Azur. Es war auch das erste Mal, dass wir die Auswirkungen eines verheerenden Waldbrandes gigantischen Ausmaßes unmittelbar erlebten, es sollte nicht das letzte Mal sein. Woher kommt der Name Massif des Maures? Das Gebirge befindet sich zwischen Hyères und Fréjus im Departement Var. Es erstreckt sich über eine Fläche von 135 000 Hektar und ist 60 km breit, über 130 km lang und bis zu 780 m hoch. Der Name der Gebirgskette, Massif des Maures (Maurengebirge), hat seinen Namen von der dunklen Farbe des Gesteins und seiner Bewaldung mit Kork- und Steineichen und ist wohl auf das okzitanische Wort maouro (schwarz) zurückzuführen. Der Name hat sich mit den Jahrhunderten immer wieder verändert: Montem Maurum, Maura, la Maura im Jahre 1529, las Mauras de Bormettas. Historiker und Linguisten vermuten, dass der Name „montagne noire“ (schwarzer Berg), zuerst im Singular als „la noire“ (der Schwarze) benutzt wurde (la Maura, in Latein und Provenzalisch) und später auch im Plural, da das Gebirge mehrere Gipfel aufweist. Zahlreiche markante Aussichtspunkte ermöglichen fantastische Ausblicke über die imposante Küste und kilometerweite Wälder im Landesinneren. Wer die Ruhe abseits der Touristenströme liebt und dem hippen Côte d’Azur-Lifestyle ab und zu den Rücken kehren möchte, ist hier goldrichtig. Man kann wandern und abgelegene Weingüter besichtigen, die, wie beispielsweise das Weingut Domaine Murennes, aufgrund schwerer Erreichbarkeit auch der Resistance einen Rückzugsort boten. Darüber schreibe ich aber ein anderes Mal. Mit der Waldbrandgefahr leben Auffällig im Massif de Maures sind allgegenwärtig Warn- und Verbotsschilder, die bei bestimmten Wetterlagen das Begehen der Wege verbieten, um damit die Gefahr von Waldbränden einzudämmen. Damit muss man rechnen und das ist auch gut so. Denn leider sind Waldbrände im Maurengebirge keine einmalige Katastrophe, sondern treten immer wieder auf. Sie gehen nicht immer glimpflich aus. Bei einigen der Brände starben Menschen. Bei allen Bränden sind Natur und Tiere betroffen. Die Korkeichen erholen sich meist wieder schnell, das gilt nicht für die ebenfalls ansässigen Schirmpinien, ganz zu schweige von den Tieren, die nicht schnell genug das Weite suchen können. Die Natur kann sich über mehrere Jahre hinweg regenerieren, die Landschaft wird aber eine andere sein. Und immer, wirklich immer, sind hunderte von Feuerwehrmännern bei den Waldbränden im Einsatz, um die Feuer zu bekämpfen, manchmal viele Tage lang und immer bis zur Erschöpfung und in der Hoffnung und mit Blick auf Wind und Wetter, ob sich das Schlimmste verhindern lässt. Warum schreibe ich darüber? Feuerwehrmänner: Helden auf Abruf Die Idee entstand diesen Sommer, als wir an einem wundervollen sonnigen Septembertag bei bestem Wetter oberhalb des Örtchens Bormes les Mimosas steil bergan durch den Korkeichenwald zur Chapelle Notre Dame de Constance wandern. Der Blick von oben ist herrlich. Nach einem etwa 30-minütigen Fußweg und mächtig durchgeschwitzt genießen wir den Ausblick über die Küste und die Inseln Iles d'Or und Iles du Levant von der Kapelle aus. Ein Stück weiter befindet sich eine Aussichtsplattform mit 360-Grad-Aussicht. Bei näherem Hinsehen fallen mir von weitem zwei Menschen in tieforangen Oberteilen auf, die auf der Plattform sitzen und sich unterhalten. Es sind Feuerwehrmänner, die hier Feuerwache halten. Für mich sind das zwei der Helden des Maurengebirges und ich möchte sie kennenlernen. Endlich zahlt sich für mich aus, dass ich seit etwa einem Jahr mein Schulfranzösisch mit einem Online-Kurs aufpoliere. Auffällig ist die Ruhe, die die beiden ausstrahlen. Das ist mir vertraut vom Kontakt zu Menschen, deren Arbeit darin besteht, in Ausnahmesituationen besonnen funktionieren zu müssen. Sehr entspannt und zugewandt gehen sie auf meine unperfekt auf Französisch formulierten Fragen ein. Oft treffe ich mittlerweile auf Französinnen und Franzosen, die lieber aufs Englische ausweichen, als Geduld für mein B1-Sprachniveau aufzubringen. Wir kommen ins Gespräch und unterhalten uns über Urlaube mit dem Wohnmobil, der eine der beiden fährt ein Hymermobil und ist davon begeistert. Als wir ihm berichten, dass wir etwa 40 km entfernt vom Hymer-Stammsitz in Deutschland unsere Heimat haben, ist er begeistert: „Eh bien, le monde est petit.“ (Die Welt ist klein.) Unsere Gesprächsthemen streifen nur am Rande die großen Brände von 2021 und 2017, die hier noch allen in Erinnerung sind. Vielleicht ist das normal. Es ist auf jeden Fall verständlich: Die beiden Feuerwehrmänner müssen sich konzentriert fokussieren, wenn Gefahr im Verzug ist. Jetzt plaudern sie, aber immer mit aufmerksamem Rund-um-Blick über die bewaldeten Hügel und immer mit halbem Ohr am Funkgerät, aus dem, begleitet von Knarzen und Rauschen, kurze Meldungen eingehen. Das ist der Moment, indem ich beschließe, den Blog über die Begegnung mit den beiden Feuerwehrmännern zu schreiben. Für mich sind sie stellvertretend für alle, die für die Sicherheit im Maurengebirge sorgen. Eine Präventionskampagne liefert nützliche Informationen für Touristen und Einheimischen: https://www.prevention-incendie-foret.com/ Konkrete Verhaltenstipps für Waldbesuche gibt es hier: https://www.prevention-incendie-foret.com/pratiques-a-risque/en-foret-interdiction-de-faire-feu Die Risikomeldungen werden zwischen Juni und September täglich aktualisiert: Zugangskarte zu den Waldgebieten des Var und Arbeitsvorschriften in den Waldgebieten des Var
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