Lohnt sich der Stuttgarter Weihnachtsmarkt?

Alexandra Freund-Gobs • 15. Dezember 2024

Und ist der Weihnachtszauber noch zeitgemäß? 

Lohnt sich der Stuttgarter Weihnachtsmarkt? Die Frage stellte mir mein Cousin nach meinem Besuch auf demselben. Meine Antwort fiel eindeutig aus: „Ja“. Und das, obwohl der Landesvater von „The Länd“, Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, sich laut eigenem Bekunden privat nicht auf Weihnachtsmärkten herumtreibt. Das zumindest ist auf der Website des Landtags in eben diesem Wortlaut nachzulesen. 

Seit 1692 existiert der Stuttgarter Weihnachtsmarkt

Der Stuttgarter Weihnachtsmarkt gehört zu den größten und ältesten Weihnachtsmärkten in Europa. Erstmals urkundlich erwähnt wurde er 1692. Für mich und meinen Mann hat er eine besondere Bedeutung, hier haben wir uns 1992 das Ja-Wort gegeben und mit Glühwein besiegelt. Spontan hatte ich in diesem Jahr für mich und meinen Mann eine Nacht in einem zentral gelegenen Stuttgarter Hotel gebucht, Sonntag auf Montag, das war schon mal von Vorteil. Denn der Weihnachtsmarkt war am Sonntagabend zwar gut besucht, aber man konnte sich trotzdem angenehm fortbewegen. 
Mir gefällt an Stuttgarter besonders gut, dass man sich von einem Platz zum anderen treiben lassen kann und es gefühlt überall weihnachtlich zugeht. Die Prachtsäulen vom Königsbau strahlen im Lichterglanz, auf dem Schlossplatz zuckelt traditionsgemäß die Eisenbahn durch eine Miniaturlandschaft, auf dem Karlsplatz kann man dieses Jahr bei den Finnen Eisstock schießen und Beerenwein kosten. Und wer Glück hat, kommt gerade rechtzeitig zu einem der kostenfreien Adventskonzerte im Innenhof des Alten Schlosses vorbei. Wer nach dem Schlendern durch die Stadt immer noch nicht genug hat, kann (in diesem Jahr von 29.11.-21.12.2024) auf dem Marienplatz in Stuttgart-Süd das Wouahou Winterdorf erkunden. Ein 200 qm großes, beheiztes mit Holzboden und viel Liebe ausgestattetes Riesen-Tipi bildet hier das Herzstück.

Ist Weihnachtsmarkt noch zeitgemäß?

Nun noch mal zurück zur Anfangsfrage, die ich etwas umstelle: „Kann man in Zeiten wie diesen überhaupt noch einen Weihnachtsmarkt genießen?“ Auch diese Frage beantworte ich für mich eindeutig mit einem „Ja“. Diesen Teil des Textes schreibe ich bewusst für die junge Generation, als Mutmacher, als Initiative für Freude und Leben, das also ist vor allem für euch Jungs: Ich gehöre der Generation x an, mein Mann ist Boomer. Den Boomern schreibt man Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu, sie gehören aufgrund ihrer hohen Identifikation mit Beruf und Arbeit zu den Workaholics. Der Generation x wird dagegen, glaubt man den Recruiting-Seiten, Pessimismus und Ambivalenz zugeschrieben. Ok, bei uns ist also die ganze Gemengelage vorhanden. 

Xanadu, das Land der Hoffnung

Jetzt versuche ich die Kurve zu kriegen: Als ich jung war, ging ich auf jede Party, auf die ich mich vor meinen gestrengen Eltern rausschleichen konnte. Ich trug vorzugsweise pinke Kleidung und eine dauergewellte Lockenmähne. Und zu meinen Lieblingsgruppen zählte ELO. Wer ELO kennt, dem ist auch der Disco-Pop-Song Xanadu, von Olivia Newton-John zusammen mit Electric Light Orchestra, bekannt. Der Song wurde vom Gründungsmitglied von ELO, Jeff Lynne, geschrieben und handelt von einem besonderen Ort namens Xanadu, an den niemand zu kommen wagte. Xanadu wird als Ort der Liebe und Magie beschrieben, an dem man sich wie ein Stern am Himmel fühlt. Er drückt die Sehnsucht nach einem perfekten Ort der Liebe und Glückseligkeit aus und symbolisiert die Hoffnung auf ein Leben voller Freude und Erfüllung. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich gemeinsam mit meiner Jugendfreundin, beide im Olivia Newton-John Outfit, auf eine imaginäre Bühne stieg und wir in voller Lautstärke den Text trällerten. Das war ein unbeschreibliches Glück und ein Moment voller Freude. Und genau so empfinde ich heute noch einen Besuch auf einem Weihnachtsmarkt. Am Montag kann ich mich dann wieder der Ernsthaftigkeit des Lebens widmen. Aber ich finde, genau diese kleinen Momente des Glücks können auch zu einer besseren Welt beitragen. 

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern an dieser Stelle eine schöne Weihnachtszeit!

Stuttgart-Wien-und-mehr

von Alexandra Freund-Gobs 16. November 2025
Die Dämmerung breitet sich in der Umgebung aus und zu hören ist nur der beruhigende, blubbernde Motor unseres alten VW Käfers. Ansonsten hört man kein Geräusch. Ein bisschen fühlt es sich an wie nach Neuschnee, alles scheint in Watte gepackt. Da wir uns aber mitten in einem Naturschutzgebiet befinden, ist das unnatürlich. Normalerweise kündigen Vögel mit ihrem Abendgesang die Nacht an, hier ist es absolut still. Auch der Wind verursacht kein Blätterrauschen. Denn die Korkeichen am Straßenrand und auf den Hügeln um uns herum tragen kein einziges Blatt mehr, obwohl es erst September ist. Und die Baumstämme und Äste der Bäume sind kohlrabenschwarz. Es fühlt sich an, als würden wir durch eine Mad Max Kulisse fahren nach einer Apokalypse. Auch der Geruch ist nicht der nach frischem Wald. Zugetragen hat sich das im Jahr 1990. Wir waren als Studenten auf Tour und fröhlich gestimmt von der Route Napoleon abgefahren. Nun durchquerten wir zum ersten Mal das südfranzösische Maurengebirge in Richtung Côte d’Azur. Es war auch das erste Mal, dass wir die Auswirkungen eines verheerenden Waldbrandes gigantischen Ausmaßes unmittelbar erlebten, es sollte nicht das letzte Mal sein. Woher kommt der Name Massif des Maures? Das Gebirge befindet sich zwischen Hyères und Fréjus im Departement Var. Es erstreckt sich über eine Fläche von 135 000 Hektar und ist 60 km breit, über 130 km lang und bis zu 780 m hoch. Der Name der Gebirgskette, Massif des Maures (Maurengebirge), hat seinen Namen von der dunklen Farbe des Gesteins und seiner Bewaldung mit Kork- und Steineichen und ist wohl auf das okzitanische Wort maouro (schwarz) zurückzuführen. Der Name hat sich mit den Jahrhunderten immer wieder verändert: Montem Maurum, Maura, la Maura im Jahre 1529, las Mauras de Bormettas. Historiker und Linguisten vermuten, dass der Name „montagne noire“ (schwarzer Berg), zuerst im Singular als „la noire“ (der Schwarze) benutzt wurde (la Maura, in Latein und Provenzalisch) und später auch im Plural, da das Gebirge mehrere Gipfel aufweist. Zahlreiche markante Aussichtspunkte ermöglichen fantastische Ausblicke über die imposante Küste und kilometerweite Wälder im Landesinneren. Wer die Ruhe abseits der Touristenströme liebt und dem hippen Côte d’Azur-Lifestyle ab und zu den Rücken kehren möchte, ist hier goldrichtig. Man kann wandern und abgelegene Weingüter besichtigen, die, wie beispielsweise das Weingut Domaine Murennes, aufgrund schwerer Erreichbarkeit auch der Resistance einen Rückzugsort boten. Darüber schreibe ich aber ein anderes Mal. Mit der Waldbrandgefahr leben Auffällig im Massif de Maures sind allgegenwärtig Warn- und Verbotsschilder, die bei bestimmten Wetterlagen das Begehen der Wege verbieten, um damit die Gefahr von Waldbränden einzudämmen. Damit muss man rechnen und das ist auch gut so. Denn leider sind Waldbrände im Maurengebirge keine einmalige Katastrophe, sondern treten immer wieder auf. Sie gehen nicht immer glimpflich aus. Bei einigen der Brände starben Menschen. Bei allen Bränden sind Natur und Tiere betroffen. Die Korkeichen erholen sich meist wieder schnell, das gilt nicht für die ebenfalls ansässigen Schirmpinien, ganz zu schweige von den Tieren, die nicht schnell genug das Weite suchen können. Die Natur kann sich über mehrere Jahre hinweg regenerieren, die Landschaft wird aber eine andere sein. Und immer, wirklich immer, sind hunderte von Feuerwehrmännern bei den Waldbränden im Einsatz, um die Feuer zu bekämpfen, manchmal viele Tage lang und immer bis zur Erschöpfung und in der Hoffnung und mit Blick auf Wind und Wetter, ob sich das Schlimmste verhindern lässt. Warum schreibe ich darüber? Feuerwehrmänner: Helden auf Abruf Die Idee entstand diesen Sommer, als wir an einem wundervollen sonnigen Septembertag bei bestem Wetter oberhalb des Örtchens Bormes les Mimosas steil bergan durch den Korkeichenwald zur Chapelle Notre Dame de Constance wandern. Der Blick von oben ist herrlich. Nach einem etwa 30-minütigen Fußweg und mächtig durchgeschwitzt genießen wir den Ausblick über die Küste und die Inseln Iles d'Or und Iles du Levant von der Kapelle aus. Ein Stück weiter befindet sich eine Aussichtsplattform mit 360-Grad-Aussicht. Bei näherem Hinsehen fallen mir von weitem zwei Menschen in tieforangen Oberteilen auf, die auf der Plattform sitzen und sich unterhalten. Es sind Feuerwehrmänner, die hier Feuerwache halten. Für mich sind das zwei der Helden des Maurengebirges und ich möchte sie kennenlernen. Endlich zahlt sich für mich aus, dass ich seit etwa einem Jahr mein Schulfranzösisch mit einem Online-Kurs aufpoliere. Auffällig ist die Ruhe, die die beiden ausstrahlen. Das ist mir vertraut vom Kontakt zu Menschen, deren Arbeit darin besteht, in Ausnahmesituationen besonnen funktionieren zu müssen. Sehr entspannt und zugewandt gehen sie auf meine unperfekt auf Französisch formulierten Fragen ein. Oft treffe ich mittlerweile auf Französinnen und Franzosen, die lieber aufs Englische ausweichen, als Geduld für mein B1-Sprachniveau aufzubringen. Wir kommen ins Gespräch und unterhalten uns über Urlaube mit dem Wohnmobil, der eine der beiden fährt ein Hymermobil und ist davon begeistert. Als wir ihm berichten, dass wir etwa 40 km entfernt vom Hymer-Stammsitz in Deutschland unsere Heimat haben, ist er begeistert: „Eh bien, le monde est petit.“ (Die Welt ist klein.) Unsere Gesprächsthemen streifen nur am Rande die großen Brände von 2021 und 2017, die hier noch allen in Erinnerung sind. Vielleicht ist das normal. Es ist auf jeden Fall verständlich: Die beiden Feuerwehrmänner müssen sich konzentriert fokussieren, wenn Gefahr im Verzug ist. Jetzt plaudern sie, aber immer mit aufmerksamem Rund-um-Blick über die bewaldeten Hügel und immer mit halbem Ohr am Funkgerät, aus dem, begleitet von Knarzen und Rauschen, kurze Meldungen eingehen. Das ist der Moment, indem ich beschließe, den Blog über die Begegnung mit den beiden Feuerwehrmännern zu schreiben. Für mich sind sie stellvertretend für alle, die für die Sicherheit im Maurengebirge sorgen. Eine Präventionskampagne liefert nützliche Informationen für Touristen und Einheimischen: https://www.prevention-incendie-foret.com/ Konkrete Verhaltenstipps für Waldbesuche gibt es hier: https://www.prevention-incendie-foret.com/pratiques-a-risque/en-foret-interdiction-de-faire-feu Die Risikomeldungen werden zwischen Juni und September täglich aktualisiert: Zugangskarte zu den Waldgebieten des Var und Arbeitsvorschriften in den Waldgebieten des Var
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Auf diesen Text freue ich mich besonders: Es geht unerwartet um pure Lebensfreude, wenngleich es erst nach Stress aussieht, um spontane Entscheidungen und um Eis.
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