Vier Jahreszeiten in den Gärten von Hohenheim

Alexandra Freund-Gobs • 14. April 2024

Energie tanken bei über 100 Jahre alten Gesellen.

Der Campus der Uni Hohenheim gilt als der schönste Uni-Campus Deutschlands, so steht es auf der Website der Uni. Ich kann das durchaus nachvollziehen, etliche Besuche führten und führen mich immer wieder in die Gärten Hohenheims und bei jeder dieser Gelegenheiten schlendere ich gerne über den Campus. Auch das Schloss Hohenheim ist eine Pracht. Doch was für mich alles toppt, sind die Gärten von Hohenheim. Diese sind eine zentrale wissenschaftliche Einrichtung der Universität Hohenheim. Historisch bedingt sind die Gärten entstanden aus dem Landesarboretum Baden-Württemberg und dem Botanischen Garten. 

Augen auf: 2050 verschiedene Laub- und Nadelholzarten 

Das Landesarboretum mit einer Fläche von 16,5 ha umfasst den Exotischen Garten und den Landschaftsgarten. Man kann hier rund 2500 verschiedene Laub- und Nadelgehölzarten, -varietäten und -formen bewundern. Insgesamt finden sich Gehölze aus über 90 Pflanzenfamilien und 270 Gattungen, etwa 2050 sind Laubgehölze und etwa 400 Nadelgehölze. Die ältesten Bäume stammen aus der Zeit der Herzöge von Württemberg Ende des 18.Jahrhunderts. Diese Lebendgehölzsammlung besteht aus botanisch und gärtnerisch bedeutsamen Gehölzen, viele in ihrer Altersform: über 150 Bäume sind älter als 100 Jahre. Ein kleineres Arboretum stellt der Schlosspark dar, mit vielen Gehölzarten vor allem aus dem nordamerikanischen und mitteleuropäischen Florengebiet. Der Botanische Garten erstreckt sich über eine Fläche von 13,4 ha Fläche. 

Besonders im Winter schön: 100 Jahre alte Bäume 

Von der Grabenstraße oder von der Paracelsusstraße aus gelangt man in den Exotischen Garten. Besonders schön finde ich den Weg von der Grabenstraße, wenn man sich nach rechts wendet und dann über die rechte Schlossseite langsam nach unten durcharbeitet. Aber eigentlich gibt es hier kein richtig und falsch. Was einen überall und auf jeden Fall erwartet, sind schöne Wege, an welchen sich links und rechts verstreut im Park außergewöhnliche Bäume, Sträucher und Pflanzen befinden. Es gibt überall etwas zu schauen. Und das schöne ist, es ist hier völlig egal, welches Wetter gerade ist oder welche Jahreszeit. Die Gärten sind zwölf Monate im Jahr eine Offenbarung für Naturliebhaber. Viele der Bäume haben sehr knorrige Stämme und sind so groß, dass ihre extravaganten Formen besonders im Winter gut zur Geltung kommen.

Zur Kirschblüte nach Hohenheim

Im Frühling liebe ich den Exotischen Garten allein schon wegen seiner Blütenpracht. Gleich zu Beginn des Parks führen die Wege vorbei an einer Vielzahl von weißen, rosafarbenen und roten Magnolien, gelangt man weiter nach unten, folgen die Kirschen. Ein Farbenmeer erfreut das Auge. In der Ferne sieht man auf Plieningen. Das ist für mich etwas ganz besonderes, wenn sich in Oberschwaben und auf der Schwäbischen Alb die Pflanzen noch im rauen Winterschlaf befinden und der Winterblues droht, kann ich in Hohenheim schon Frühling tanken. Und allein das ist jeden Ausflug wert. 

Lavendel im Sommer, bunter Ahorn im Herbst

Auch der Sommer bietet genügend Attraktionen, um wieder hierher zu kommen. Unterhalb des exotischen Gartens befindet sich der Landschaftsgarten. Um mir ein bisschen Schatten zu gönnen, laufe ich dann gerne den Berg hoch bis zum Monopteros. Der offene Rundbau mit Säulen bietet einen wundervollen Ausblick über den kompletten unteren Teil des Gartens. Das Monopteros ist eines von vielen modernen Kunstwerken, die man hier neben Bauwerken aus herzoglicher Zeit entdecken darf. Wieder unten, führt kein Weg vorbei am Lavendel-Labyrinth. Mit etwas Glück befindet es sich gerade in voller Blüte. Und im Herbst? Da geht es dann an vorbei an einer Reihe von Ahornbäumen, die ihr Herbstlaub in verschwenderisch bunten Farben leuchten lassen. Über die Platanen-Alle gelangt man hoch zum Schloss. Ein Blick nach links: Weinreben am Hang, jetzt freut man sich richtig auf ein Gläschen Wein, auf eine Einkehr im Besen. 

Eine Führung buchen lohnt sich!

Und das Schloss? Das ist eine Pracht für sich. Es lohnt sich, eine Führung durch die Hohenheimer Gärten zu buchen. Man kann das gut mit einer Führung im Schloss verbinden. Ich hatte einmal die Gelegenheit, die Bibliothek der Wirtschaftswissenschaftler zu besuchen. Das war ein besonderes Erlebnis: Prunkräume in blau und orange mit aufwendigen Deckenverzierungen in lichter Höhe, an den Tisch-Nischen in Stille sitzende Studenten über Lehrbüchern gebeugt. Ehrwürdige Ruhe. Vielleicht lernt es sich in dieser Umgebung leichter? Inzwischen sind wir jahreszeitenmäßig beim Frühling angelangt. Ich freue mich jetzt schon auf meinen nächsten Besuch in den Gärten von Hohenheim. 
Wer mehr über den Campus und das Schloss erfahren möchte, wird hier fündig. Es gibt sogar einen 360 ˚ Rundgang durch diverse Räume im Schloss: 


Über die Gärten erfährt man hier Wissenswertes:

Stuttgart-Wien-und-mehr

von Alexandra Freund-Gobs 16. November 2025
Die Dämmerung breitet sich in der Umgebung aus und zu hören ist nur der beruhigende, blubbernde Motor unseres alten VW Käfers. Ansonsten hört man kein Geräusch. Ein bisschen fühlt es sich an wie nach Neuschnee, alles scheint in Watte gepackt. Da wir uns aber mitten in einem Naturschutzgebiet befinden, ist das unnatürlich. Normalerweise kündigen Vögel mit ihrem Abendgesang die Nacht an, hier ist es absolut still. Auch der Wind verursacht kein Blätterrauschen. Denn die Korkeichen am Straßenrand und auf den Hügeln um uns herum tragen kein einziges Blatt mehr, obwohl es erst September ist. Und die Baumstämme und Äste der Bäume sind kohlrabenschwarz. Es fühlt sich an, als würden wir durch eine Mad Max Kulisse fahren nach einer Apokalypse. Auch der Geruch ist nicht der nach frischem Wald. Zugetragen hat sich das im Jahr 1990. Wir waren als Studenten auf Tour und fröhlich gestimmt von der Route Napoleon abgefahren. Nun durchquerten wir zum ersten Mal das südfranzösische Maurengebirge in Richtung Côte d’Azur. Es war auch das erste Mal, dass wir die Auswirkungen eines verheerenden Waldbrandes gigantischen Ausmaßes unmittelbar erlebten, es sollte nicht das letzte Mal sein. Woher kommt der Name Massif des Maures? Das Gebirge befindet sich zwischen Hyères und Fréjus im Departement Var. Es erstreckt sich über eine Fläche von 135 000 Hektar und ist 60 km breit, über 130 km lang und bis zu 780 m hoch. Der Name der Gebirgskette, Massif des Maures (Maurengebirge), hat seinen Namen von der dunklen Farbe des Gesteins und seiner Bewaldung mit Kork- und Steineichen und ist wohl auf das okzitanische Wort maouro (schwarz) zurückzuführen. Der Name hat sich mit den Jahrhunderten immer wieder verändert: Montem Maurum, Maura, la Maura im Jahre 1529, las Mauras de Bormettas. Historiker und Linguisten vermuten, dass der Name „montagne noire“ (schwarzer Berg), zuerst im Singular als „la noire“ (der Schwarze) benutzt wurde (la Maura, in Latein und Provenzalisch) und später auch im Plural, da das Gebirge mehrere Gipfel aufweist. Zahlreiche markante Aussichtspunkte ermöglichen fantastische Ausblicke über die imposante Küste und kilometerweite Wälder im Landesinneren. Wer die Ruhe abseits der Touristenströme liebt und dem hippen Côte d’Azur-Lifestyle ab und zu den Rücken kehren möchte, ist hier goldrichtig. Man kann wandern und abgelegene Weingüter besichtigen, die, wie beispielsweise das Weingut Domaine Murennes, aufgrund schwerer Erreichbarkeit auch der Resistance einen Rückzugsort boten. Darüber schreibe ich aber ein anderes Mal. Mit der Waldbrandgefahr leben Auffällig im Massif de Maures sind allgegenwärtig Warn- und Verbotsschilder, die bei bestimmten Wetterlagen das Begehen der Wege verbieten, um damit die Gefahr von Waldbränden einzudämmen. Damit muss man rechnen und das ist auch gut so. Denn leider sind Waldbrände im Maurengebirge keine einmalige Katastrophe, sondern treten immer wieder auf. Sie gehen nicht immer glimpflich aus. Bei einigen der Brände starben Menschen. Bei allen Bränden sind Natur und Tiere betroffen. Die Korkeichen erholen sich meist wieder schnell, das gilt nicht für die ebenfalls ansässigen Schirmpinien, ganz zu schweige von den Tieren, die nicht schnell genug das Weite suchen können. Die Natur kann sich über mehrere Jahre hinweg regenerieren, die Landschaft wird aber eine andere sein. Und immer, wirklich immer, sind hunderte von Feuerwehrmännern bei den Waldbränden im Einsatz, um die Feuer zu bekämpfen, manchmal viele Tage lang und immer bis zur Erschöpfung und in der Hoffnung und mit Blick auf Wind und Wetter, ob sich das Schlimmste verhindern lässt. Warum schreibe ich darüber? Feuerwehrmänner: Helden auf Abruf Die Idee entstand diesen Sommer, als wir an einem wundervollen sonnigen Septembertag bei bestem Wetter oberhalb des Örtchens Bormes les Mimosas steil bergan durch den Korkeichenwald zur Chapelle Notre Dame de Constance wandern. Der Blick von oben ist herrlich. Nach einem etwa 30-minütigen Fußweg und mächtig durchgeschwitzt genießen wir den Ausblick über die Küste und die Inseln Iles d'Or und Iles du Levant von der Kapelle aus. Ein Stück weiter befindet sich eine Aussichtsplattform mit 360-Grad-Aussicht. Bei näherem Hinsehen fallen mir von weitem zwei Menschen in tieforangen Oberteilen auf, die auf der Plattform sitzen und sich unterhalten. Es sind Feuerwehrmänner, die hier Feuerwache halten. Für mich sind das zwei der Helden des Maurengebirges und ich möchte sie kennenlernen. Endlich zahlt sich für mich aus, dass ich seit etwa einem Jahr mein Schulfranzösisch mit einem Online-Kurs aufpoliere. Auffällig ist die Ruhe, die die beiden ausstrahlen. Das ist mir vertraut vom Kontakt zu Menschen, deren Arbeit darin besteht, in Ausnahmesituationen besonnen funktionieren zu müssen. Sehr entspannt und zugewandt gehen sie auf meine unperfekt auf Französisch formulierten Fragen ein. Oft treffe ich mittlerweile auf Französinnen und Franzosen, die lieber aufs Englische ausweichen, als Geduld für mein B1-Sprachniveau aufzubringen. Wir kommen ins Gespräch und unterhalten uns über Urlaube mit dem Wohnmobil, der eine der beiden fährt ein Hymermobil und ist davon begeistert. Als wir ihm berichten, dass wir etwa 40 km entfernt vom Hymer-Stammsitz in Deutschland unsere Heimat haben, ist er begeistert: „Eh bien, le monde est petit.“ (Die Welt ist klein.) Unsere Gesprächsthemen streifen nur am Rande die großen Brände von 2021 und 2017, die hier noch allen in Erinnerung sind. Vielleicht ist das normal. Es ist auf jeden Fall verständlich: Die beiden Feuerwehrmänner müssen sich konzentriert fokussieren, wenn Gefahr im Verzug ist. Jetzt plaudern sie, aber immer mit aufmerksamem Rund-um-Blick über die bewaldeten Hügel und immer mit halbem Ohr am Funkgerät, aus dem, begleitet von Knarzen und Rauschen, kurze Meldungen eingehen. Das ist der Moment, indem ich beschließe, den Blog über die Begegnung mit den beiden Feuerwehrmännern zu schreiben. Für mich sind sie stellvertretend für alle, die für die Sicherheit im Maurengebirge sorgen. Eine Präventionskampagne liefert nützliche Informationen für Touristen und Einheimischen: https://www.prevention-incendie-foret.com/ Konkrete Verhaltenstipps für Waldbesuche gibt es hier: https://www.prevention-incendie-foret.com/pratiques-a-risque/en-foret-interdiction-de-faire-feu Die Risikomeldungen werden zwischen Juni und September täglich aktualisiert: Zugangskarte zu den Waldgebieten des Var und Arbeitsvorschriften in den Waldgebieten des Var
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