Street Photographie - Fotokurs in Stuttgart

Alexandra Freund-Gobs • 26. April 2023

Mit der Kamera unterwegs auf der Straße

Ein geniales und wirklich empfehlenswertes Geschenk: Ein Street Photographie Kurs in Stuttgart. Voller Freude machte ich mich auf den Weg. Zwei Tage hatte ich eingeplant, einen für den Kurs, einen für einen Pflichttermin und um das Erlernte auszuprobieren. Die Gruppe traf sich mit dem Fotografen in einem Café in der Stuttgarter Innenstadt. Das Wetter war gelinde gesagt besch... - das sollte uns aber nicht schrecken. Sieben Teilnehmende, drei Frauen, vier Männer hatten sich angemeldet.  Alle, bis auf eine junge Frau geschätzt zwischen 45 und 60 Jahre alt. Alle mit einer Systemkamera bewaffnet. Zuerst ging es darum, zu klären was Street Photographie bedeutet. 

Street Photografie erzählt Geschichten

"Es müssen", so der Fotograf, "egal ob im Vorder- oder im Hintergrund, immer Menschen drauf sein." Ok, und das Thema Einverständnis? Die Frage stellten alle über 50. Eine genaue Antwort gibt es nicht, das muss dann wohl jeder mit seinem Gewissen oder über eigene Recherche zum Thema Recht klären. Das zweite große Thema: Beobachtungsgabe und Mut. "Ihr müsst Szenen beobachten, Spannendes darin entdecken und den Mut haben, drauf zu halten." Gut, das bekomme ich hin, denke ich. Nach der Theorie geht es für eine Stunde auf die Straße. Jede und jeder für sich. Die Stunde ist unglaublich, ich beobachte Situationen, die mir sonst nie aufgefallen wären. Die Zeit vergeht wie im Flug, ich halte drauf, wo es geht. Der gesamtem Gruppe geht es eigentlich so - alle kommen, obwohl es inzwischen mit Nieselregen bei 8 ° C ziemlich ungemütlich ist, grinsend zum Treffpunkt zurück. Einer musste ein Foto löschen, weil der fotografierte Passant sich beschwert hat. Das ist völlig in Ordnung. Nach einer weiteren Runde alleine Fotografieren treffen wir uns zur Abschlussbesprechung in einer Currybude und geben uns gegenseitig Support. Der Workshop war durchwegs gelungen!

Und der Bauch? Hammer, Hammer!

Am nächsten Morgen nach der Pflicht die Kür. Kamera um den Hals und ab geht es. Ich streife durch die Innenstadt. Dann beschließe ich, mit dem Bus zum Bismarckturm zu fahren. Den Tipp habe ich von der netten Begegnung an der Weinsteige. Vom Bismarckturm aus hat man einen Blick in alle Himmelsrichtungen. Das ist allein schon einen Ausflug wert. Sonntags kann man den Turm auch besteigen. Ansonsten lässt es sich hier gemütlich auf einer Parkbank chillen. Ich beschließe, in die Stadt zurückzulaufen. Dabei mache ich Halt im Chinesischen Garten. Vom Eingang aus beobachte ich eine Szene, die meinem Lehrmeister, dem Street Photographie Fotografen, gefallen hätte: Ein  Fotograf älteren Semesters in weißem Feinripp-Unterhemd (das Wetter war im Vergleich zum Vortag bei 22 ° C und Sonne genial) fotografiert zwei junge Frauen. Diese müssen abwechselnd den Faltreflektor zum Abschatten hoch heben, während die jeweils andere in Pose sitzt. Das sitzende Model fragt zögerlich "Und mein Bauch?" Der Fotograf, der seinen Bauch lediglich unter Feinripp versteckt, brüllt: "Hammer, Hammer!" 

Mich lässt die Szene etwas nachdenklich zurück. Bei meiner ersten Street Photographie-Tour sehe ich mehr, beobachte ich mehr. Eine Frau mit zwei (gefakten) Gucci-Bags und einer Aldi-Tüte am selben Arm, mindestens drei auf der Königsstraße sich in Hausecken einmummelnde Menschen, die dort offensichtlich (für die Nacht) wohnen, einen liebevoll seine Blumen zusammenstellenden Blumenhändler und eben die jungen Frauen im Chinesischen Garten. Der urbane "Spielplatz" offenbart bei genauem Hinschauen Blicke hinter die Kulissen.




Stuttgart-Wien-und-mehr

von Alexandra Freund-Gobs 16. November 2025
Die Dämmerung breitet sich in der Umgebung aus und zu hören ist nur der beruhigende, blubbernde Motor unseres alten VW Käfers. Ansonsten hört man kein Geräusch. Ein bisschen fühlt es sich an wie nach Neuschnee, alles scheint in Watte gepackt. Da wir uns aber mitten in einem Naturschutzgebiet befinden, ist das unnatürlich. Normalerweise kündigen Vögel mit ihrem Abendgesang die Nacht an, hier ist es absolut still. Auch der Wind verursacht kein Blätterrauschen. Denn die Korkeichen am Straßenrand und auf den Hügeln um uns herum tragen kein einziges Blatt mehr, obwohl es erst September ist. Und die Baumstämme und Äste der Bäume sind kohlrabenschwarz. Es fühlt sich an, als würden wir durch eine Mad Max Kulisse fahren nach einer Apokalypse. Auch der Geruch ist nicht der nach frischem Wald. Zugetragen hat sich das im Jahr 1990. Wir waren als Studenten auf Tour und fröhlich gestimmt von der Route Napoleon abgefahren. Nun durchquerten wir zum ersten Mal das südfranzösische Maurengebirge in Richtung Côte d’Azur. Es war auch das erste Mal, dass wir die Auswirkungen eines verheerenden Waldbrandes gigantischen Ausmaßes unmittelbar erlebten, es sollte nicht das letzte Mal sein. Woher kommt der Name Massif des Maures? Das Gebirge befindet sich zwischen Hyères und Fréjus im Departement Var. Es erstreckt sich über eine Fläche von 135 000 Hektar und ist 60 km breit, über 130 km lang und bis zu 780 m hoch. Der Name der Gebirgskette, Massif des Maures (Maurengebirge), hat seinen Namen von der dunklen Farbe des Gesteins und seiner Bewaldung mit Kork- und Steineichen und ist wohl auf das okzitanische Wort maouro (schwarz) zurückzuführen. Der Name hat sich mit den Jahrhunderten immer wieder verändert: Montem Maurum, Maura, la Maura im Jahre 1529, las Mauras de Bormettas. Historiker und Linguisten vermuten, dass der Name „montagne noire“ (schwarzer Berg), zuerst im Singular als „la noire“ (der Schwarze) benutzt wurde (la Maura, in Latein und Provenzalisch) und später auch im Plural, da das Gebirge mehrere Gipfel aufweist. Zahlreiche markante Aussichtspunkte ermöglichen fantastische Ausblicke über die imposante Küste und kilometerweite Wälder im Landesinneren. Wer die Ruhe abseits der Touristenströme liebt und dem hippen Côte d’Azur-Lifestyle ab und zu den Rücken kehren möchte, ist hier goldrichtig. Man kann wandern und abgelegene Weingüter besichtigen, die, wie beispielsweise das Weingut Domaine Murennes, aufgrund schwerer Erreichbarkeit auch der Resistance einen Rückzugsort boten. Darüber schreibe ich aber ein anderes Mal. Mit der Waldbrandgefahr leben Auffällig im Massif de Maures sind allgegenwärtig Warn- und Verbotsschilder, die bei bestimmten Wetterlagen das Begehen der Wege verbieten, um damit die Gefahr von Waldbränden einzudämmen. Damit muss man rechnen und das ist auch gut so. Denn leider sind Waldbrände im Maurengebirge keine einmalige Katastrophe, sondern treten immer wieder auf. Sie gehen nicht immer glimpflich aus. Bei einigen der Brände starben Menschen. Bei allen Bränden sind Natur und Tiere betroffen. Die Korkeichen erholen sich meist wieder schnell, das gilt nicht für die ebenfalls ansässigen Schirmpinien, ganz zu schweige von den Tieren, die nicht schnell genug das Weite suchen können. Die Natur kann sich über mehrere Jahre hinweg regenerieren, die Landschaft wird aber eine andere sein. Und immer, wirklich immer, sind hunderte von Feuerwehrmännern bei den Waldbränden im Einsatz, um die Feuer zu bekämpfen, manchmal viele Tage lang und immer bis zur Erschöpfung und in der Hoffnung und mit Blick auf Wind und Wetter, ob sich das Schlimmste verhindern lässt. Warum schreibe ich darüber? Feuerwehrmänner: Helden auf Abruf Die Idee entstand diesen Sommer, als wir an einem wundervollen sonnigen Septembertag bei bestem Wetter oberhalb des Örtchens Bormes les Mimosas steil bergan durch den Korkeichenwald zur Chapelle Notre Dame de Constance wandern. Der Blick von oben ist herrlich. Nach einem etwa 30-minütigen Fußweg und mächtig durchgeschwitzt genießen wir den Ausblick über die Küste und die Inseln Iles d'Or und Iles du Levant von der Kapelle aus. Ein Stück weiter befindet sich eine Aussichtsplattform mit 360-Grad-Aussicht. Bei näherem Hinsehen fallen mir von weitem zwei Menschen in tieforangen Oberteilen auf, die auf der Plattform sitzen und sich unterhalten. Es sind Feuerwehrmänner, die hier Feuerwache halten. Für mich sind das zwei der Helden des Maurengebirges und ich möchte sie kennenlernen. Endlich zahlt sich für mich aus, dass ich seit etwa einem Jahr mein Schulfranzösisch mit einem Online-Kurs aufpoliere. Auffällig ist die Ruhe, die die beiden ausstrahlen. Das ist mir vertraut vom Kontakt zu Menschen, deren Arbeit darin besteht, in Ausnahmesituationen besonnen funktionieren zu müssen. Sehr entspannt und zugewandt gehen sie auf meine unperfekt auf Französisch formulierten Fragen ein. Oft treffe ich mittlerweile auf Französinnen und Franzosen, die lieber aufs Englische ausweichen, als Geduld für mein B1-Sprachniveau aufzubringen. Wir kommen ins Gespräch und unterhalten uns über Urlaube mit dem Wohnmobil, der eine der beiden fährt ein Hymermobil und ist davon begeistert. Als wir ihm berichten, dass wir etwa 40 km entfernt vom Hymer-Stammsitz in Deutschland unsere Heimat haben, ist er begeistert: „Eh bien, le monde est petit.“ (Die Welt ist klein.) Unsere Gesprächsthemen streifen nur am Rande die großen Brände von 2021 und 2017, die hier noch allen in Erinnerung sind. Vielleicht ist das normal. Es ist auf jeden Fall verständlich: Die beiden Feuerwehrmänner müssen sich konzentriert fokussieren, wenn Gefahr im Verzug ist. Jetzt plaudern sie, aber immer mit aufmerksamem Rund-um-Blick über die bewaldeten Hügel und immer mit halbem Ohr am Funkgerät, aus dem, begleitet von Knarzen und Rauschen, kurze Meldungen eingehen. Das ist der Moment, indem ich beschließe, den Blog über die Begegnung mit den beiden Feuerwehrmännern zu schreiben. Für mich sind sie stellvertretend für alle, die für die Sicherheit im Maurengebirge sorgen. Eine Präventionskampagne liefert nützliche Informationen für Touristen und Einheimischen: https://www.prevention-incendie-foret.com/ Konkrete Verhaltenstipps für Waldbesuche gibt es hier: https://www.prevention-incendie-foret.com/pratiques-a-risque/en-foret-interdiction-de-faire-feu Die Risikomeldungen werden zwischen Juni und September täglich aktualisiert: Zugangskarte zu den Waldgebieten des Var und Arbeitsvorschriften in den Waldgebieten des Var
von Alexandra Freund-Gobs 17. Juli 2025
Flensburger Punkte will keiner. Für Rum, Plopp und eine aufregende Geschichte lohnt sich dennoch ein Besuch.
von Alexandra Freund-Gobs 15. Juni 2025
Über den Renaissance-Künstler Arcimboldo, Kopisten und Künstliche Intelligenz.
von Alexandra Freund-Gobs 16. März 2025
Spannende Zeitreise zum Bauernkrieg 1525 aus der Sicht des Möglichen.
von Alexandra Freund-Gobs 16. Februar 2025
Ab in Wiens Untergrund in einen 15 Meter tiefen Keller. Hier wartet Geschichte und es ist nichts für schwache Nerven.
von Alexandra Freund-Gobs 21. Januar 2025
Von einer Kirche mit vergoldeten Kupferplatten in Wien zum besten Verhältnis nach Baden-Württemberg.
von Alexandra Freund-Gobs 15. Dezember 2024
Von einem der ältesten Weihnachtsmärkte, Momenten des Glücks und der Hoffnung auf ein Xanadu.
von Alexandra Freund-Gobs 27. Oktober 2024
Als Texter arbeite ich viel im Bereich Energie. In meinem Blog erzähle ich von Orten, die lohnenswert zu besichtigen sind. Hier kann ich beides verknüpfen.
von Alexandra Freund-Gobs 11. August 2024
Zwei eigenwillige Entdeckungen: Ein Mann voller Eisennägel und eine Frau mit einer Schlange aus Metall.
von Alexandra Freund-Gobs 19. Juli 2024
Müllverbrennung in Wien, Hundertwasser, Kunst und Lehrreiches.
Show More